Angst vor dem Alleinsein

Ein Hund sollte in der Lage sein, eine gewisse Zeit alleine zu verbringen. Im Idealfall beginnt man mit dem Training dazu bereits im Welpenalter.

Ein Hund will immer dabei sein

Stell Dir vor, Du musst weg und kannst den Hund nicht mitnehmen. Du verlässt das Haus mit einem unguten Gefühl, denn Du weißt, was geschehen wird: Dein Hund heult und bellt durchdringend. Er kratzt an der Tür und ruiniert vielleicht den Teppich. Wenn Du zurückkehrst, erwartet Dich ein hektisch hechelnder, unruhigen Hund, die Pfoten vielleicht sogar blutig gekratzt. Und zu allem Übel beschweren sich die Nachbarn wieder einmal über das laute Gebell. Doch Dein Hund hat im Grunde genau das getan, was seiner Natur gemäss ist, nämlich das Rudel, und das bist in dem Fall Du, zurückrufen. Ein Rudel geht nicht einfach fort und verschliesst die Tür und „vergisst“ ein Mitglied. Und deshalb muss ein Hund seinen Menschen erinnern, dass er ihn vergessen hat. Du kannst Deinem Hund schrittweise Vertrauen geben, dass Du immer wieder zu ihm zurückkehrst und, dass es in der menschlichen Welt normal ist, seinen Hund manchmal für eine gewissen Zeit zurückzulassen.

So lernt der Hund alleine zu bleiben

Stelle Deinem Hund von Anfang an einen angenehmen eigenen Platz zur Verfügung. Das kann ein Körbchen, eine weiche Decke an einer ruhigen Stelle oder auch eine kleine Hütte o.ä. sein. Wichtig ist, dass der Hund diesen Platz freiwillig annimmt. Wenn er ihn einnimmt, lobe den Hund sanft, etwa mit den Worten „Brav, bleib im Bett“. Du kannst natürlich auch ein anderes Kommando geben. Übe mit ihm, dass er längere Zeit an diesem Ort bleibt, auch wenn Du Dich durch den Raum bewegst, und lobe ihn für sein richtiges Verhalten. Dadurch lernt der Hund, seinen Platz positiv und als sicher zu betrachten. Wenn Du das Haus verlässt, sage ruhig aber bestimmt „Warte!“. Gehe einfach hinaus, ohne den Hund tröstend zu verabschieden oder ihn zu streicheln. Wenn Du wieder zurückkommst ist das selbstverständlich kein Grund für lautstarke Begrüssungen. Gehe stattdessen kommentarlos in die Wohnung, ziehe die Jacke aus, und begrüsse Deinen Hund mässig uns kurz. Selbst wenn er vor Freude bellt und an Dir hochspringt: ignoriere den Vierbeiner solange, bis er sich beruhigt hat.

Der Welpe bleibt allein

Wenn Du einen Welpen besitzt, kannst Du das Alleinbleiben in kleinen Schritten üben. Beachte den Kleinen nicht ständig, wenn er Dir nachläuft, auch wenn es Dich noch so freut. Er denkt sonst nur von Dir, dass Du willst, dass er immer bei Dir ist. Und weil er Beachtung findet, wird er bemüht sein, Dich niemals zu verlieren, selbst in der Wohnung nicht. Ignoriere ihn also gelegentlich, wenn er Dir in der Wohnung nachläuft. Schliesse die Tür, wenn Du z.B. ins Bad gehst. Dann lernt der Welpe von Anfang an, dass verschlossene Türen zum Leben gehören und dass das nicht schlimm ist. Dann kehrst Du nach einigen Minuten wieder zurück. Und länger darfst Du keinen Welpen alleine lassen! Denn wenn Du weggehst und den Welpen einfach für längere Zeit z.B. eine Stunde alleine lässt, kann das für den Hund eine so negative Erfahrung sein, dass er unter Umständen den Rest seines Lebens unter Verlustängsten leidet.

Der junge Hund bleibt allein

Dein Hund hat das Welpenalter verlassen. Er hat eine gewissen Selbstständigkeit entwickelt, und die gilt es zu nutzen. Lasse Deinen Hund nun schrittweise für längere Zeiträume alleine, je nach dem, wie sicher er bereits ist. Es können durchaus 30-60 Minuten sein. Achte darauf, zerkaubare Gegenstände wie Schuhe, Jacken, Stofftiere etc. nicht herumliegen zu lassen. Gebe ihm einen Kauknochen oder ein geliebtes Spielzeug. Du kannst die Zeitspanne schrittweise immer weiter ausdehnen. Mehr als sechs oder sieben Stunden solltest Du aber auch einen erwachsenen Hund nicht alleine lassen.

Der erwachsene Hund bleibt trotz Üben nicht alleine

Wenn Dein Hund bellt und die Wohnung ruiniert, dann hat er vielleicht tief liegende Ängste. Beginne noch einmal in ganz kleinen Schritten wie beim Welpen und überlege, ob Du seinerzeit einen Fehler gemacht haben könntest. Vielleicht bist Du doch einmal zu lange fortgeblieben? Oder Du bist zurückgekehrt als er jaulte? Dann hast Du durch das widersprüchliche Verhalten in der Seele des Tieres Verwirrung gestiftet. Eine Hilfe beim Alleinsein ist, wenn Du Dein Tier in einem Raum zurücklässt, in dem es erstens nicht viel zerstören kann und sich sicher fühlt und von Aussengeräuschen abgeschirmt ist. Vielleicht regt sich Dein Hund auch auf, weil er andere Hunde von draussen hören kann oder aus dem Fenster hinaussieht und sein Reich bewacht. Schalte in diesem Fall leise Musik zum Übertönen von Aussengeräuschen ein, schliesse das Fenster und ziehe die Vorhänge zu.