Futtermittelkunde

Sie wollten es schon immer wissen. Was ist eigentlich Rohprotein und was verbirgt sich hinter tierischen Nebenerzeugnissen? Wie viel Fleisch und wie viel Eiweiss braucht mein Hund, oder ist da kein Unterschied? Der Hund ist doch ein Fleischfresser, oder nicht? Sind Karotten für eine Rotfärbung des Fells verantwortlich? Warum steht bei manchen Rezepturen das Getreide an erster Stelle? Wir möchten Ihnen Antwort geben und haben für Sie in einer ab jetzt laufenden neuen Reihe “Futtermittelkunde” handfestes Wissen zusammengestellt.

Was versteht man unter Rohprotein?

Dieser kontrovers diskutierte Begriff bezeichnet die Gesamtheit aller im Futtermittel enthaltenen Eiweissverbindungen, unabhängig ob sie aus Fleisch, dem Getreide oder dem Gemüse stammen. Somit lässt der Rohproteingehalt keine Rückschlüsse auf den Fleischanteil in der Nahrung zu, denn auch Pflanzen wie z.B. Soja enthalten viel Eiweiss. Ermittelt wird der Rohproteingehalt durch ein chemisches Analyseverfahren, sagt aber nur wenig über die Qualität der Eiweisse aus.
Für eine qualitative Beurteilung ist die Angabe des verdaulichen Proteins entscheidend. Dieses gibt Aufschluss, welcher Anteil des im Futter enthaltenen Proteins überhaupt genutzt werden kann. Besonders hochverdauliche Eiweissquellen sind z.B. Fleisch, Eier, Organe wie Leber und Lunge. Hier liegt die Verdaulichkeit bei 90% und mehr. Aber auch das im Getreide enthaltene Eiweiss ist hochverdaulich, soweit es durch Garen aufgeschlossen wurde. Hingegen besitzen Häute, horn- und stark knochenhaltige Futterstoffe eine schlechte Verdaulichkeit, liegen lange im Magen und können, sofern sie im Übermass gegeben werden, auch zu Verdauungsstörungen führen.

Welche Bedeutung kommt dem Fleischanteil im Futter zu?

Katzen und Hunde sind auf einen hohen Anteil tierischer Eiweisse in der Nahrung angewiesen, da hier einige Aminosäuren (Grundbausteine der Eiweisse) in für Hunde und Katzen ausreichender Menge vorkommen. Dennoch tragen auch pflanzliche Eiweisse zu einer ausgewogenen Ernährung bei, obgleich zu geringerem Anteil. In 100g frischem Muskelfleisch oder auch hochverdaulichen Organen wie Leber, Lunge und Herz stecken ca. 20-25g Protein, in 100g aufgeschlossenem Weizen immerhin 11g. Daher erlaubt die Angabe zum Fleischanteil in Fertignahrungen keine aussagekräftige Beurteilung des tatsächlichen Proteingehalts. Ein ausgewachsener Hund von 30kg benötigt täglich ca. 70g verdauliches Rohprotein. Das heisst, sofern genannte Eiweissquellen verwendet werden, braucht der Hund insgesamt ca. 80g Protein am Tag. Mit Abnahme der Verdaulichkeit erhöht sich die zur Deckung des täglichen Bedarfs benötigte Eiweissmenge. Der Nachteil, es müssen unnötig viele Abfallstoffe vom Organismus “entsorgt” werden, was bei sensiblen Vierbeinern und bei Erkrankungen eine zusätzliche Stoffwechselbelastung darstellt. Daher ist es in Hinsicht der Futtermenge als auch für den gesamten Organismus von Vorteil, auf hochwertige und leicht verdauliche Nahrung zu achten, deren Proteingehalt den Bedarf des Tieres nicht unnötig überschreitet.

Was sind tierische Nebenprodukte?

Die Bezeichnung “Fleisch und tierische Nebenprodukte” ist ein gesetzlich festgelegter Begriff in der Deklaration von Futtermitteln, sofern mehrere Fleischsorten verwendet und diese nicht einzeln aufgeführt werden. Hierbei ist im Fleisch insbesondere der Muskelanteil gemeint und mit tierischen Nebenprodukten alle anderen bei der Schlachtung anfallenden tierischen Bestandteile, auch das den Knochen anhaftende Fleisch. Der Gesetzgeber trifft sei 2002 eine klare Einteilung, wonach nur bestimmte, von gesunden und genusstauglichen Tieren stammende Nebenprodukte für Tiernahrung verwendet werden dürfen. Einige davon, wie Leber, Nieren, Herz und gereinigte Mägen werden in der Herstellung von Hunde- und Katzennahrung als wertvolle Rohstoffe angesehen. Sie sind auch für den menschlichen Verzehr zugelassen. Andere Nebenprodukte wie Häute, und Federn dürfen nicht als Lebensmittel, wohl aber zu Tiernahrung verarbeitet werden, sind jedoch stark minderwertig.