SDU-Schilddrüsenunterfunktion

Die ersten sichtbaren Symptome stellten sich bei Max im Spätsommer 2008 ein. Wir waren im Schwarzwald mit meinen Eltern und die Fitness meines Hundekindes liess sehr zu wünschen übrig.  Bei einer 9km-Wanderung legte er sich immer wieder hin um eine Pause zu machen. So kannte ich meinen Hund gar nicht. An den Flanken stellte ich zudem Fusselfell fest, welches ich an meinem sonst so glänzenden Hund nicht kannte, auch die Unterwolle war mit der Zeit komplett verloren. Ich machte mir Sorgen und nach unserer Rückkehr ließ ich ein grosses Blutbild machen. Ich weiss nicht wie ich auf die Idee kam auch die Schilddrüse untersuchen zu lassen, aber es war wohl der richtige Riecher.

Einen Tag später bekam ich die Ergebnisse. Der T4 lag bei 0,7. Normal muss er bei einem gesunden Hund bei  1,4-4,7 sein, im günstigsten Fall im oberen Drittel. Der Tierarzt schickte uns nach Hause mit der Diagnose: „Keine Ahnung, der T4 ist bisschen niedrig aber das kann am Cortison liegen.“  Cortison bekommt Max seit Januar 2008 aufgrund seiner Allergien.

Wunderbar, das war mal eine Diagnose wie aus dem Bilderbuch – Vorsicht Ironie!

Dennoch habe ich es fälschlicherweise so hingenommen und zum letzten Mal einem Tierarzt einfach so vertraut. In den folgenden 12 Monaten wurden die Symptome immer ausgeprägter. Das Fell wurde schlechter und schütter, die Energie liess merklich nach, teilweise wurde Max gegenüber anderen Hunden sehr ruppig und immer häufiger bekam er Hautekzeme. Im September 2009 ging ich also erneut zum Tierarzt und ließ ein grosses Blutbild samt Schilddrüsenwerte machen. Am nächsten Tag kam der Anruf: „Was haben Sie denn mit dem Hund gemacht? Der hat ja eine schwere Schilddrüsenunterfunktion (SDU)“. Ja was hatte ich wohl mit dem Hund gemacht? Nichts, denn ich war nicht Schuld… Ich fuhr also zur Praxis und bekam Forthyron 400 für Max von welchem ich ihm morgens und abends je eine Tablette geben sollte. Kaum zu Hause angekommen verglich ich die beiden Blutergebnisse von 2008 und 2009 und die Wut kochte in mir hoch. Der T4 lag bei beiden Ergebnisse mit 0,7 genau GLEICH. Jetzt war es auf einmal eine schwere SDU – ein Jahr zuvor war es alles halb so wild?

Ich wollte endlich einen Tierarzt sprechen der weiß was er tut, egal was es koste. Ich brauchte einen Spezialisten und fand im Internet, nach stundenlangen Recherchen Frau Dr. A. Hörauf in Köln. Sie ist spezialisiert auf Endokrinologie und wir bekamen einen Termin für den nächsten Tag. Dort fühlte ich mich zum ersten Mal richtig gut aufgehoben. Ich liess einen Ultraschall von Herz, Lunge, Leber, Nieren, Nebennierenrinde und Schilddrüse machen und zusätzlich einige Röntgenbilder von Herz und Lunge.

Alle Organe, bis auf die Schilddrüse, sind soweit in Ordnung.  Seit dem Tag wird Max nun alle 3 Monate kontrolliert und die Substitution mit Forthyron angepasst (wenn notwendig).

Aber lassen Sie mich ein paar Informationen zur Schilddrüsenunterfunktion zusammentragen um Ihnen und Ihrem Hund zu helfen:

Die Schilddrüse beim Hund besteht aus zwei Organen, die links und rechts von der Luftröhre liegen, ungefähr auf der Höhe der ersten drei bis acht Knorpelringe, also dicht am Kehlkopf. Der Umfang dieser Schilddrüsenorgane beträgt etwa 2,5 mal einen mal einen Zentimeter bei einem 15 Kilo schweren Hund und können nicht erfühlt werden, weil sie sehr tief liegen. Die Schilddrüse gehört zu den Hormondrüsen. Solche Hormondrüsen geben das von ihnen produzierte Produkt sofort an das Blut ab. Jodium ist ein wichtiger Teil des Schilddrüsenhormons (Tri-jodothyronine T3 und thyroxine T4). Diese Hormone regeln den Stoffwechsel aller Körperzellen. Wir können den Stoffwechsel mit einem brennenden Ofen vergleichen. Wird zu viel Schilddrüsenhormon produziert, brennt der Ofen volle Pulle. Wenn es zu wenig von diesem Hormon gibt, brennt er auf Sparflamme. Bei einer Schilddrüse, die nicht mehr arbeitet, befindet sich ein Mangel des Schilddrüsenhormons im Blut. Die Folge hiervon sind ein langsam verlaufender Stoffwechsel mit einer grossen Anzahl an Krankheiten.

Das Krankheitsbild nennen Tierärzte Hypothyreose. Veränderungen betreffen sowohl das Äussere wie auch das Verhalten. Bei einem Hund mit einem Mangel an Schilddrüsenhormonen können wir eine grosse Anzahl von Symptomen erwarten, auch wenn diese nicht alle gleichzeitig auftreten müssen. Manchmal wird ein nicht so spezifisches Problem überdeckt, wodurch das Krankheitsbild weniger deutlich, ja sogar irreführend sein kann. Das Krankheitsbild entwickelt sich langsam. Bevor Sie merken, dass irgendwas nicht stimmt, sind oft schon Monate verstrichen. Man hat den Eindruck, dass der Hund frühzeitig altert. Selten sehen wir die Symptome vor dem zweiten Lebensjahr entstehen, meist betrifft es Tiere zwischen dem zweiten und sechsten Jahr. Wir finden dieses Krankheitsbild vor allem bei mittelgrossen und grossen Rassen; bei Zwergrassen ist Hypothyreose eine grosse Ausnahme.

Der Hund ist unaufmerksam, er interessiert sich nicht mehr für seine Umwelt; er schläft viel und hat eine schlechte Kondition. Durch den langsamen Stoffwechsel ist auch die Körpertemperatur nimmt zu, manchmal sogar ausgesprochene Fettleibigkeit, zum Glück haben wir dieses Symptom nicht. Bei Hündinnen bleibt die Läufigkeit aus.

Ein anderes auffallendes Symptom betrifft die Haut. Wir sehen eine Kahlheit vor allem an der Rute und an den Flanken. Das Fell wird durch den Verlust von Unterwolle dünn. Die Haut selbst zeigt oft Schwarzverfärbung durch eine starke Pigmentierung. Die Haut ist trocken und fühlt sich rau an. Oft sieht man eine Schwellung (eine Art Ödem) der oberen Augenlider und der Kopfhaut, wodurch der Hund einen traurigen Gesichtsausdruck bekommt. Auch Wasserablagerungen in den Gelenken (zum Beispiel Knöchel), wodurch der Hund lahmt, sind nicht selten.

Die Behandlung eines Hundes ist eine so genannte Substitutions-Therapie: das fehlende Schilddrüsenhormon muss in Form von L-Thyroxine-Tabletten täglich verabreicht werden. Diese Behandlung muss lebenslang ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.

Die einer solchen lebenslangen Behandlung ist darum von grosser Wichtigkeit, die Diagnose exakt zu stellen. Das geschieht durch eine Schilddrüsenhormon-Bestimmung (T4) im Blut. Niedrige T4-Werte können jedoch auch bei anderen Erkrankungen wie zum Beispiel Cushing-Syndrom, dem Gebrauch von Cortison, Anti-Epileptika und Entzündungshemmern festgestellt werden. Darum ist es auch empfehlenswert, nicht nur einfach Blut zu entnehmen, sondern einen so genannten TSH-Stimulationstest durchzuführen (bitte beachten Sie aber, dass dieser Test nicht aussagefähig ist wenn der Hund Cortison bekommt!!!)

TSG ist ein schilddrüsen-stimulierendes Hormon, das in der Hypophyse gebildet wird, eine Hormondrüse, die unter dem Gehirn liegt. Spritzen wir TSH, dann wird der T4-Wert im Blut ansteigen. Auch bei den Patienten, die aus Gründen, die wir aufgeführt haben, einen niedrigen T4-Wert aufweisen. Bei Hunden mit „echter“ Hypothyreose sehen wir jedoch keine Reaktion auf das TSH und der T4-Wert bleibt vor und nach der Injektion niedrig. Die Diagnose ist dann mit ziemlicher Sicherheit gestellt.

Bereits in der ersten Woche, in der der Hund mit L-Thyroxine-Tabletten behandelt wird, nimmt die Aktivität stark zu. Anders verläuft es mit den Hautproblemen. Diese Probleme zeigen nur langsam Besserung und scheinen anfangs sogar noch schlimmer zu werden. Der Haarausfall nimmt zu und die Haut schuppt sich stark. Aber das ist ein gutes Zeichen. Die alten Hautzellen werden abgestossen. Etwa nach einem Monat beginnt das Fell, sich zu regenerieren. Bei einer Kontrolle, die etwa zwei Monate später ausgeführt wird, sieht der Hund schon wieder ganz ordentlich aus. Die Genesung der Schwarzverfärbung dauert etwas länger. Nach zwei Monaten kann durch eine neuerliche Blutuntersuchung kontrolliert werden, ob das eingestellte Niveau konstant geblieben ist.

Max bekommt mittlerweile 2x täglich je 500µg Forthyron. Er kommt damit gut zurecht und die Blutwerte sind soweit ok mit dieser Menge. Das Fell ist besser geworden, allerdings bleibt die Unterwolle nach wie vor aus und auch der Glanz ist nicht zurück gekehrt. Vielleicht kommt das noch mit der Zeit.

(Stand 08.03.2010)