Spaziergänge zum Erlebnis machen

Alle Hunde lieben Spaziergänge. Aber nur allzu leicht schleicht sich der Alltagstrott ein; aus Zeitmangel oder Gewohnheit werden immer wieder dieselben Wege benutzt. Dabei kann jeder Hundehalter mit ein bisschen Phantasie den Spaziergang für sich und seinen Hund immer wieder zum Erlebnis machen.

Anleitung zur Neugier:

Der Welpe entdeckt die grosse Welt
Züchter geben ihre Welpen in der Regel im Alter zwischen acht und zehn Wochen ab. Für den Kleinen ist es der erste grosse Einschnitt im Leben: Abschied nehmen von seiner Mutter, seinen Geschwistern und seiner gewohnten Umgebung. Die nächsten zwei, drei Wochen solltest Du dem Welpen daher Zeit geben, Dich und sein neues Zuhause in aller Ruhe kennen zu lernen. Zunächst sind Ausflüge nach draussen in erster Linie für die Erziehung zur Stubenreinheit wichtig. Lange Spaziergänge würden das Tier körperlich überfordern. Gelenke und Bänder sind noch weich und anfällig. Spätestens wenn sich der Kleine bei einem Spaziergang immer wieder hinlegt, ist es Zeit, umzukehren oder den Welpen zu tragen. Spiele mit dem Kleinen zu Hause, in der näheren Umgebung und gegebenenfalls im eigenen Garten.

Mut zum Ausprobieren:

Die ersten längeren Spaziergänge
Wenn Dein Welpe sich eingewöhnt hat und sich sicher genug fühlt, ist die Zeit gekommen, ihn unbekanntes Territorium erobern zu lassen. Er wird mit Schnüffeln gar nicht nachkommen. Lasse ihm zunächst Zeit, sich allein mit allem auseinander zu setzen! Beobachte ihn und greife nur dann ein, wenn der Welpe in Gefahr gerät oder etwas Unerwünschtes tun will. Hat er genug, wird er sich zu einem Schläfchen zusammenrollen.

Erkundungen für Fortgeschrittene

Irgendwann hast Du das Gefühl, dass Dein Hund bereits alles erkundet hat. Der Welpe nähert sich dem Junghundealter (ab sechs Monate). Jetzt solltest Du in Aktion treten. Gehe bis zu einer dreiviertel Stunde mit ihm hinaus, nach Möglichkeit ohne ihn anzuleinen. Du solltest genau wissen, was Du machen willst, welche Spiele interessant und ungefährlich sind: Zeige Deinem Welpen z.B., dass man unter einer kleinen Brücke hindurchgehen kann, dass es herrlich ist, an einem warmen Sommertag im seichten Wasser zu plantschen, oder dass unter einer im Wind flatternden Abdeckplane Leckereien oder ein Spielzeug zu finden sind. Vielleicht ist er schon mutig genug, die Sache selbst in Angriff zu nehmen. Es kann aber auch sein, dass sich das Tier nur in deiner Nähe sicher fühlt. Wenn der Welpe den Rückwärtsgang einlegt, heisst es, ihn mit Ruhe und Geduld von der Unverfänglichkeit des Tuns zu überzeugen. Zerre niemals einen ängstlichen Hund an ein Furchtobjekt heran. Überrede ihn vielmehr mit liebevoller Konsequenz. Jeder Schritt nach vorne wird belohnt. Später kannst Du Deinen Schützling auch zur Hundewiese mitnehmen. Er sollte aber vorerst nur mit freundlichen Hunden, die nicht zu stürmisch spielen, zusammentreffen.

Abenteuer in der Stadt

Für viele Hunde ist das Umfeld “Stadt” der weniger interessante Alltag. Für ein “Landei” hingegen bietet die Stadt ein manchmal unheimliches Gemisch aus unbekannten Gerüchen und Geräuschen. Junge Welpen und sehr kleine Hunde fühlen sich auf dem Arm sicherer, wenn die Menschenmenge zu dicht wird. So kann der Hund nicht getreten werden und sich in Ruhe mit dieser neuen Situation auseinander setzen. Solange er ruhig bleibt, ist alles in Ordnung. Aggressives Verhalten, vorallem bei Kleinhunden, sollte nicht geduldet werden (Pfui!, Ruhig! oder Aus!). Sobald die Menge nicht mehr so dicht ist, setzt Du den Welpen oder Kleinhund auf seine vier Pfoten.
Erst ein voll ausgebildeter Hund sollte im Stadtgebiet ohne Leine gehen! Lehre Deinem Hund von Anfang an, dass er in der Stadt nicht zu jedem anderen Hund hinziehen darf! Das schränkt zwar den Kontakt ein, fördert aber den Gehorsam. Andererseits darf die Leine nicht zum Dauerzustand werden, jeder Hund braucht freien Auslauf!
Hunde sind in unterschiedlichem Mass “feige” oder “mutig”. Mit ein bisschen Geduld, Zeit und Beharrlichkeit lenkst Du Deinen Hund zur vermeintlichen “Gefahrenquelle” hin, bis er selbst feststellen kann, dass das Ganze keine Aufregung wert ist. Jeder Tag ist ein Erfolg, wenn der Kleine ein Stück Sicherheit gewonnen hat.

Mit dem Hund auf Streifzug durch den Zoo

Ein Tiergarten bietet dem Hund ein wahres Feuerwerk an unbekannten Gerüchen, Ansichten und Geräuschen. Bevor er dies geniessen kann, gilt es allerdings einen Zoo zu finden, der das Mitführen von Hunden an der Leine erlaubt. Erfahrungsgemäss wird Dein Vierbeiner vor allem bei dem Geruch von Raubkatzen ängstlich reagieren. Gebe Deinem Schützling die Möglichkeit sich mit Würde aus der Affaire zu ziehen. Aggressionen solltest Du nicht dulden. Die vielen Eindrücke beschäftigen Deinen Hund ausgiebig. Lasse ihm genügend Zeit sich in Ruhe auch mit angsteinflössenden Tierarten auseinander zusetzen. Überrede ihn freundlich, an ein Gehege oder einen Käfig heran zu treten. Nur so gewinnt der Vierbeiner ein Stück mehr Selbstsicherheit.

Was Du auf dem Spaziergang mit Deinem Hund beachten solltest

Selbstständiges Stöbern in der Flur und im Wald ist die Vorstufe zum Wildhetzen. Vom Welpenalter an ist jegliches Jagen daher strikt verboten. Auch wenn es noch so niedlich ist, wenn der tollpatschige kleine Hund laut kläffend Krähen aufscheucht; es gilt: Wehret den Anfängen! Das einzige harmlose “Jagen” ist das Buddeln nach Mäusen; hier kommt es ja auch nicht zum Hetzen. Nie aber darf der Hund, ob aus Neugier, aus Unsicherheit oder gar mit agressiven Tendenzen Weidetiere oder gar Menschen belästigen. Besonders Kinder und ältere Menschen haben oft Angst vor allem vor grossen Hunden. Bei unbekannten Tieren bitte Sicherheitsabstand einhalten! Aggressionen müssen im Keim erstickt werden!!!

Mitgebrachte Gegenstände werden zu interessanten Spielgeräten

Der Hund ist ein Nasentier. Jede Art von Suchspielen kommt daher seiner Natur entgegen. Wenn Dein Hund gerne spielt, sind versteckte Gegenstände für ihn besonders reizvoll. Beginne mit dem Lieblingsspielzeug Deines Vierbeiners. Der Hund darf am Anfang (angebunden oder festgehalten) zuschauen, wie Du sein Lieblingsspielzeug unter einem Laubhaufen zum Verschwinden bringst. Beginnt Dein Hund, vor Aufregung zu Winseln und zu Zittern? Dann kannst Du sicher sein, dass der Beutetrieb, den seine Vorfahren zum Überleben brauchten (Aufspüren, Hetzen und Reissen von Beutetieren) gross genug ist, um ihn zu einer Suche zu motivieren. Setze den Hunde jedes Mal mit dem Hörzeichen “Such!” in Bewegung. Schon bald wird er, auch wenn er beim Verstecken der Beute nicht zusehen durfte, alles daran setzen die Beute zu finden.
Die meisten Hunde lieben es auch, einem geworfenen Gegenstand nachzusetzen und ihn zu “Erbeuten”. Nicht nur Bälle oder Frisbee-Scheiben animieren zum Wurfspiel. Wenn der Hund erst einmal begriffen hat, dass Du das Spielzeug immer wieder wirfst, wenn er es Dir zurück bringt, dann ist er gerade dabei, das Aportieren zu lernen.
Vor allem selbstsichere Hunde, die einen starken Beutetrieb haben, werden begeistert sein, wenn Sie mit Dir um die “Beute” raufen dürfen. Für Ziehspiele eignen sich spezielle Seilknoten (im Fachgeschäft erhältlich), stabile Gummiringe oder einfach ein Stück Stoff. Sicherlich kannst Du auch zu Hause mit dem Hund spielen, aber als kleine Einlage beim Spaziergang wird die “Beutejagd” zum freudigen Ereignis. Achte aber vor allem bei dominanten Hunden darauf, dass DU bestimmst, wann das Spiel zuende ist!!!

Unfallgefahr

Beim Spielen lauern leider zahlreiche Gefahren. Vorallem bei “Stöckchen werfen” kann es gelegentlich zu schweren Verletzungen durch Einspiessen eines Stocks im Rachen kommen. Dabei können abgebrochene Holzsplitter manchmal erst nach Tagen im Halsbereich herauseitern. Wähle deshalb immer Stöcke mit stumpfen Enden. Solche Stöcke können bei Werfen nicht so leicht im Boden stecken bleiben, so dass sich der Hund, wenn er sich auf die Beute stürzt, nicht so schwer im Maul verletzen kann. Auch die Grösse eines Balles als Spielzeug sollte Deinem Hund entsprechen. Tennisbälle sind für kleine und mittlere Hunde durchaus geeignet, wogegen kleinere Vollgummibälle leicht verschluckt werden können.

Die Natur als Abenteuerspielplatz

Jede Art von Versteckspielen ist für den Hund eine Herausforderung. Seine wilden Verwandten stöbern ihre Beute auf oder verfolgen deren Fährte, bis sie das Beutetier stellen können. Dieser Urtrieb lässt sich beim Hund auch in Bezug auf die Suche nach Menschen leicht aktivieren. Aber die Natur bietet viel mehr an.
Geschicklichkeitsspiele bieten sich zum Beispiel für jede Hunderasse und jedes Alter an. So laden liegende Baumstämme zum Balancieren und Klettern ein. Setze vor allem Welpen zu Anfang einfach auf den Stamm, bevor Du ihn aufspringen lässt, und unterstütze ihn so lange, bis er das Gleichgewicht gefunden hat. Ein paar Leckerchen machen dem Kleinen (und natürlich auch den Grossen) das Balancieren auf dem Stamm schmackhaft. Hat der Hund diesen Akt erfolgreich überwunden, lobe ihn überschwenglich für seinen Mut und seine Geschicklichkeit. Ganz nebenbei ist der Hundespaziergang für Deine Fitness und die Deines Hundes ein echter Gewinn. Wandern oder Joggen ist für Hunde in den meisten Fällen weniger ein Ausdauerproblem als für Ihre Besitzer. Agile Tiere können so ihren Bewegungsdrang stillen und zugleich eine Menge erleben.

Spiel und Spass bei Hundebegegnungen im Freien

Früher oder später wird Dein Schützling mit anderen Hunden zusammentreffen. Vor allem in städtischen Parkanlagen etablieren sich mehr oder weniger grosse Spielgruppen. Menschen und Hunde treffen sich oft regelmässig. Besuchst mit Deinem “Neuen” zum ersten Mal solch eine zwanglose Spielrunde, ist es von Vorteil, wenn Du die anderen Hunde kennst und einzuschätzen weisst. Einem Welpen darf bei aller Rauheit des Spiels zunächst nichts Angsteinflössendes passieren. “Mobbing” gibt es nicht nur im Büro! Schreite ein, wenn Dein Hund offensichtlich zum Opfer aller anderen wird. Die Vorraussetzung für einen harmonischen Ablauf der Hundebegegnungen ist, dass sich die Vierbeiner ohne Leine bewegen dürfen. Vor allem in der Kennenlernphase sollten die Hunde unter sich bleiben dürfen. Bei gut erzogenen Hunden gibt es dabei keine Schwierigkeiten. Entweder Dein Hund wird in der Gruppe aufgenommen und darf mitspielen, oder irgendjemand legt mehr oder weniger handfesten Einspruch ein, und Dein Liebling wird sich trollen.
Kommen mehrere Hunde zusammen, sind Renn- und Verfolgungsspiele beliebt. Abwechselnd stellt sich ein Hund als “Hase” zur Verfügung. Mit gekrümmtem Rücken und eingezogenen Schwanz rennt er los und lässt sich über Stock und Stein verfolgen, bis ihn ein anderer Hund “erlegt” hat. Auch das gemeinsame Buddeln eines Lochs sollte erlaubt sein. Wenn Hunde miteinander Spielen, haben die Besitzer keine grossen Einwirkungsmöglichkeiten. Ohne spezielles Üben wird der Gehorsam nicht so gross sein wie sonst üblich. Bevor Du Dir die Seele aus dem Leib schreist oder Deinem Hund gar nachrennst (Kardinalfehler), entferne Dich ruhig und mach das Tier dabei auf Dich aufmerksam. Rufe den Hund erst, wenn er deutlich erkennbar zu Dir läuft!