Welpenzeit

Die Welpenzeit ist eine wunderschöne Zeit für Hundekind und Menscheneltern. Leider geht sie viel zu schnell vorbei, und der Ernst des Lebens beginnt. Es gibt viele Bücher über die Erziehung und das Grossziehen von Welpen. Im Fachhandel gibt es eine grosse Auswahl, und jeder Neuling auf dem Gebiet “Hundekind” wird völlig erschlagen von den ganzen Informationen. Ich gebe zu, auch ich habe viele Bücher gelesen und unzählige Menschen nach ihren Meinungen gefragt, aber was ich immer sehr wichtig fand, war die Tatsache, den jeweiligen und für uns richtigen Weg selber zu entscheiden. Lassen Sie sich nicht von jedem reinreden. Jemanden, den Sie immer für einen versierten Hundehalter gehalten haben, als Sie selbst noch keine Ahnung hatten, können sie eventuell bald als nahezu unwissend stehen lassen, denn Sie machen Ihre eigenen Erfahrungen und stellen schnell fest, dass eben doch nicht jeder Ahnung hat und Ihnen wirklich helfen kann. Viele Menschen hören sich gern reden, haben aber deshalb noch lange keine Ahnung!

Ich kann Ihnen nur raten: lesen Sie viel, hören Sie viel und aufmerksam hin, und finden Sie einen gesunden Mittelweg! Das Verhalten unserer Hunde ist viel zu komplex, als dass man alle Verhaltensweisen verallgemeinern könnte. Leider ist es wie so oft im Leben, wir müssen erst die schlechten Erfahrungen machen, um zu wissen wie es richtig oder besser gewesen wäre.

Wirklich artgerecht werden wir Menschen einen Hund nie erziehen können, dass kann nur seine Hundemama! Aber wir können es so nah wie möglich schaffen, dafür ist es für mich nicht nur von grosser Wichtigkeit zu wissen, wie mein Hundekind fühlt, denkt und reagiert, genauso wichtig ist es, dass es lernt, auf meine Gesten zu reagieren. Es ist für mich auch nicht unerheblich zu wissen, dass nicht jeder Mensch Hunde toll findet, ja sogar eventuell panische Angst hat, auch vor einem Welpen. Auch die Hunde untereinander mögen sich nicht alle. Das sind alles Dinge, die man bei der Erziehung eines Hundes in Betracht ziehen sollte.

In der Fachliteratur wird oft der Wolf als Urvater aller Hunde zugrunde gelegt. Ich persönlich halte davon nicht soooo viel. Ich stelle mir dann folgende Fragen:

  1. Muss ein Wolf sich in Menschenmengen zurechtfinden können?
  2. Muss ein Wolf lernen, dass bei Tisch nicht gebettelt wird?
  3. Muss ein Wolf lernen, dass man Menschen nicht anspringt?
  4. Muss ein Wolf lernen einem Menschen blind zu vertrauen?
  5. Muss ein Wolf seine Beute dem Menschen abgeben?

Nein, all das muss ein Wolf wohl nicht lernen. Sicherlich lassen sich diese Fragen unendlich fortführen, aber das überlasse ich gerne Ihrer Fantasie. Mit der Geburt eines Wolfswelpen beginnt der tägliche Überlebenskampf, aber er hat sein Rudel, welches ihm uneingeschränkte Sicherheit vermittelt. Ein Hundewelpe hat nur seinen Menschen, und der muss ihm das Gefühl vermitteln, dass sein Hundeführer souverän ist. Der Welpe muss sich sicher sein, seinem Menschen vertrauen zu können. Eine Pfeiffe am anderen Ende der Leine wird sich sehr bald rächen. Für die Erziehung bedeutet das, dass ich jegliche Gewalt ablehne. Mein Hund soll Gehorsam zeigen, weil er mir vertraut, und nicht weil er Angst vor Konsequenzen hat. Max wir nach folgendem Muster erzogen:

Gehorsam wird belohnt –> mit Leckerchen, einem Spiel, Streicheln oder Ähnlichem

Ungehorsam wird bestraft –> ohne Schläge, sondern durch Abnehmen seines Lieblingsspielzeugs, oder indem ich ihn ignoriere, auch wenn mir das sehr schwer fällt

Es ist sicherlich müßig, darüber zu diskutieren, ob ich alles richtig mache, sicherlich mache ich das nicht, denn wie jeder andere Hundebesitzer lerne ich jeden Tag hinzu! Max ist 24 Std am Tag bei mir, auch bei der Arbeit, und ich maße mir an, ein sehr intensives Verhältnis zu ihm zu haben. Ich habe gelernt, ihn zu verstehen, soweit das einem Menschen möglich ist.

Ich habe Max im Alter von 6 Wochen zu mir geholt. Schon die kurze Fahrtzeit von gerade einmal 10 Minuten war für den kleinen Racker der pure Stress. Ein neues Leben begann. Nicht nur für Max, nein auch für mich! Aber ich glaube die ersten Tage waren für ihn schwieriger. Auf einmal waren Geschwister und die liebevolle Mama weg. Seine Wurfkiste fehlte als Rückzugsmöglichkeit. Ich musste ihm also ein neues kuscheliges zu Hause bieten. Die erste Nacht, und auch die folgenden schlief Max neben meinem Bett in einem grossen Karton. Schnell musste ich allerdings feststellen, dass er das grausam fand, weil er mich nicht sehen konnte. Also kaufte ich einen Kinderlaufstall im Second-Hand Geschäft und von da an schlief der kleine Onkel sogar nachts durch!

Bedenken Sie, dass ein junger Welpe noch nicht so lange durchhalten kann, und dass Sie nachts auch schon mal raus müssen. Bei Max war das wie gesagt nach einer Woche erledigt, aber ich glaube, in der Beziehung war er ein besonderer Glücksgriff. Seien Sie aber sicher, jeder Hund wird stubenrein!

Zum Schluss möchte ich noch einen besonderen Tip loswerden, die Wiesenkiste. Ich habe seinerzeit für Max im Fachhandel ein herkömmliches Katzenklo gekauft und den Deckel entfernt. Die Schale wurde mit Erde und frisch ausgestochener Wiese bestückt. Da Max draussen sehr schnell begriffen hatte, dass “Pipi auf Wiese” supertoll ist und heftigst belohnt wurde, war es sehr einfach ihm klar zu machen, dass er in der Wohnung nur noch auf seine Wiese machen durfte. Anfangs hat er die Wiese auch schonmal mit seinem Körbchen verwechselt und ein Nickerchen drin gemacht, aber Unglücke blieben von da an aus. Die Wiese wanderte immer weiter zur Haustür und irgendwann davor. Und so musste er klopfen wenn er raus wollte/musste. Das macht er heute noch wenn er draussen am Teich trinken will – er stellt sich an die Schiebetür und klopft so lange bis ich aufmache.